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Mailand – Was muß man gesehen haben?

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Mailand als Stadt der Mode hat weit mehr zu bieten als nur luxuriöse Boutiquen und edle Shopping-Möglichkeiten. Wenn man ein Wochenende oder auch längere Zeit in Mailand verbringt, sollte man sich folgende Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen.

Sakralbauten: Von frühchristlich bis in die Renaissance

In Mailand findet sich eine der wenigen erhaltenen, frühchristlichen Kirchen. Sant‘ Ambrogio war die erste Kirche in der Stadt und beherbergt die Gebeine der Heiligen Ambrosius, Protasius und Gervasius. Vom ersten Bau, einer großen, dreischiffigen Basilika, sind nur wenige Reste erhalten, aber auch die heutige Kirche aus rotem Backstein geht auf Bautätigkeiten aus dem 8. bis 10. Jahrhundert zurück. Besonderes Augenmerk sollte man auf die Kapitelle der Säulen legen, die frühe Steinmetzkunst bezeugen, und auf die erhaltenen, mittelalterlichen Fresken. Die Schlange, die man im Innenraum auf der Spitze einer Säule findet, ist um das Jahr 1000 aus Konstantinopel nach Mailand gebracht worden und wurde lange Zeit als Eherne Schlange des Moses angesehen.

Der Mailänder Dom im gotischen Baustil bildet zu Sant‘ Ambrogio einen scharfen Kontrast. Allein die reich verzierte Außenansicht des Doms lässt die Kirche zu einer der berühmtesten in Europa werden, aber auch die Glasarbeiten in den großen Fenster bilden für Architektur- und Kunstbegeisterte ein Faszinosum. Wie viele der großen Kirchen hat auch der Mailänder eine mehrere Jahrhunderte dauernde Bauzeit zu verzeichnen. Die beeindruckende Fassade zum Beispiel wurde erst am Anfang des 19. Jahrhunderts fertiggestellt, während die imposanten Bronzetüren aus dem 20. Jahrhundert stammen. Als besondere Attraktion stellt sich das Dach heraus, da es für Touristen zugänglich ist. Entweder gelangt man ganz bequem mit dem Fahrstuhl in die Höhe oder man nimmt die Vielzahl von Stufen in Kauf. Belohnt wird man aber auf jeden Fall mit Detailansichten hervorragender Steinmetzkunst und bei gutem Wetter einem Blick bis zu den Alpen im Norden der Stadt. Vom Dach aus kann man den Blick auf den Vierungsturm schweifen lassen, der von einer goldenen Madonnenstatue gekrönt wird, die in der Hymne Mailands „O mia bela Madunina“ besungen wird. Das Innere des Doms ist mit Statuen von Heiligen (darunter auch Ambrosius), einem Taufbecken, Gedenktafeln und wertvollen Devotionalien geschmückt, die an die bewegte Geschichte der Stadt erinnern. Einmal im Jahr wird der Nagel vom Kreuz Christi unter strengen Sicherheitsvorkehrungen gezeigt. Man kann aber auch in die Krypta hinabsteigen und Ausgrabungen von früheren Kirchenbauten an gleicher Stelle anschauen. Nach einer Besichtigung dieses einmaligen Bauwerks kann man vermutlich mit Mark Twain ausrufen: „Welches Wunder er ist!“

Mailand

Mailand ©iStockphoto/Enrico Giuseppe Agostoni

Der Renaissancebau der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Hier findet man das weltberühmte und oft parodierte Letzte Abendmahl Leonardo Da Vincis. Das Bild mit den ungefähren Abmessungen von vier mal neun Metern wurde in Seccotechnik geschaffen und ziert die Wand des Refektoriums des Klosters. Sowohl die Kirche als auch Leonardos Meisterwerk haben die Jahrhunderte gut überstanden – Napoleons Pferde haben schon das Gemälde betrachten können und auch ein Bombe, die die Südwand des Klosters traf, konnte dem Letzten Abendmahl nichts anhaben. Mehrere Restaurationen haben das Gemälde gut erhalten, sodass es heute für Besucher zugänglich ist. Man sollte sich bei einem Besuch in Mailand diesen großen Kulturschatz nicht entgehen lassen, allerdings bedarf der Besuch vorhergehender Planung: Nur in kleinen Gruppen wird Zugang zu dem einzigartigen Gemälde gestattet, die Tickets sind Timeslots zugeordnet und eine Betrachtung ist nur eine viertel Stunde möglich.

Weltliche Bauten in Mailand

Der Palazzo della Ragione aus dem 13. Jahrhundert ist nur einen kurzen Spaziergang vom Dom entfernt und bietet einen etwas kuriosen Anblick: Das Obergeschoss mit seinen großen Rundfenstern wurde im neoklassizistischen Stil ergänzt und kontrastiert nun mit dem gotischen Untergeschoss. Bis ins 18. Jahrhundert diente der Palazzo als städtisches Verwaltungszentrum, dann zogen nacheinander ein Archiv und eine Bank ein. Die Fassade wurde ursprünglich nicht nur geschmückt von dem Reiterstandbild von Olrado de Tresseno, des Bürgermeisters, der den Bau des Palazzo in Auftrag gab, sondern wies auch ein Fresko von der Muttergottes mit Jesuskind und zwei Engeln auf, das aber aufgrund der Umwelteinflüsse inzwischen in die Pinacoteca di Brera gebracht wurde. Rätselhaft scheint das Marmorrelief eines Monsters zu sein, das vielleicht auf die mythische Gründung Mailands verweist. Im Inneren des Palazzo erwarten den Besucher zahlreiche Fresken aus dem Spätmittelalter und dem Barock, die einerseits die Religiosität unterstreichen, andererseits aber auch die politische Bedeutung des Palazzos und der Stadt selbst betonen. So findet man viele Wappen der einflussreichen Familien, die sich diese Möglichkeit der Selbstdarstellung in einem der wichtigsten Gebäude der Stadt nicht entgehen lassen wollten.

Im Nordwesten der Altstadt an der Piazza Castello liegt das beeindruckende Renaissanceschloss Castello Sforzesco, das im 15. Jahrhundert an Stelle der Burg errichtet wurde und den Herzögen von Mailand als Residenz diente. Bei schönem Wetter kann man durch die englischen Gärten und Parkanlagen spazieren, bei schlechtem Wetter kann man in den im Schloss untergebrachten neun Museen Zuflucht suchen. Hier kann man sich unter anderem Exponate aus archäologischen Grabungen oder der antiken Kunst ansehen, Kunstwerke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert bewundern oder in die Welt Leonardo Da Vincis eintauchen – ein Teil seiner Manuskripte wird hier gezeigt. Auch die letzte, unvollendete Statue Pietà Rondanini des großen Genies Michelangelo kann von den Besuchern bewundert werden.

Für Bibliophile empfiehlt sich eine Stippvisite in der Biblioteca Ambrosiana, benannt nach dem Kirchenvater Ambrosius, die täglich von 9 bis 17 Uhr ihre Türen geöffnet hat. Der Bau aus dem frühen 17. Jahrhundert beherbergt mittelalterliche Schätze der Buchkunst, aber auch Drucke und Grafiken. Mit der Pinacoteco Ambrosiana und der Kunstakademie bildet die Bibliothek ein kulturelles Zentrum in Oberitalien und zog bekannte Gelehrte als Bibliothekare an, darunter Achille Ratti, der als Papst Pius XI. in die Geschichte einging.

Kulturelles Angebot in Mailand

Für Opernfans ist Mailand mit seiner Scala eine Art Mekka. Der 1778 unter der Herrschaft Maria Theresias fertig gestellte Bau ist heute eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt und zieht regelmäßig große Dirigenten wie Daniel Barenboim an. Heute weltbekannte Opern wie Turandot, Nabucco oder La Gioconda haben hier Premiere gefeiert. Ein Abend in der Mailänder Scala ist nicht so unerschwinglich wie man vermuten würde – Karten sind ab ca. 25 Euro zu haben und ein glanzvoller Abend mit Stil wird in dem prestigeträchtigen Opernhaus garantiert. Karten für Ballettaufführungen können von diesen Preisen abweichen.

Abseits von der Scala gibt es aber auch weitere, ausgezeichnete Opernhäuser in Mailand. Darunter sind das Teatro degli Arcimboldi, das Teatro Dal Verme oder das Teatro Lirico. Auch ein Sinfonieorchester hat die Stadt zu bieten, das seit 1993 für musikalische Unterhaltung im Konzertsaal der Stadt sorgt.

Mailand und die Mode

Die Stadt und die Mode gehören schon seit 150 Jahren zusammen. Im Jahre 1867 wurde die Galleria Vittorio Emanuele II eingeweiht – die erste überdachte Einkaufspassage der Welt. Heute flaniert man vorbei an eleganten Geschäften und darf sich in das glamouröse 19. Jahrhundert zurückversetzen. Die Passage befindet sich in fußläufiger Nähe zum Dom und zur Scala – für einen Abend in der Oper kann man sich hier gleich passend einkleiden. Bei einem Budget-Urlaub in Mailand sollte man allerdings immer einen vorsichtigen Blick auf die Preise der Designerstücke werfen: Versace, Prada, Armani, Louis Vuitton und Gucci richten sich nicht unbedingt an den armen Kunststudenten. Aber auch ohne ein Vermögen in teure Designerkleidung zu investieren, lohnt es sich, durch die Arkaden zu flanieren. Reiche Stuckverzierungen, Fresken, Marmor und Mosaiken auf dem Fußboden, die die Wappen von Turin, Florenz, Rom und natürlich Mailand selbst darstellen, können von den Auslagen durchaus ablenken. Die Fashionweek (in 2015 vom 23. bis 29. September) von Mailand ist eines der Events, die die Stadt als Modehauptstadt feiern. Wer einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Modebusiness werfen möchte, kann eine entsprechende Führung buchen, die auch die Designstudios inkludiert. Auch einen persönlichen Shoppingberater kann man buchen – Mailand hat sich auf die Modetouristen voll eingestellt. Die, die allerdings handgemachte, individuelle Mode bevorzugen, sollten mindestens einen Nachmittag reservieren, um durch die Fußgängerzone des Stadtteils Brera zu bummeln: Hier findet man individuelle Mode, Kunsthandwerk und vieles abseits von den großen Modehäusern.

Lombardische Kulinarik

In der Galleria Vittorio Emanuele II hat sich auch Gastronomie etabliert, die inzwischen einen guten Ruf in der Stadt erworben hat – besonders Savini bietet sich für ein Mittagessen oder eine Stärkung zwischendurch an während auch die Bar Camparino einen Drink wert ist. Aber auch abseits von diesem Hotspot lässt sich la dolce vita in Mailand ausgezeichnet genießen: Kalbshaxe mit Safran-Risotto steht ebenso auf dem Mailänder Speiseplan wie verschiedene Arten von Polenta – mal als Beilage zu Roulade mit süßem Senf oder auch als eigenstände Hauptspeise mit Trüffeln. Wer es etwas rustikaler mag, sollte eine Kuttelsuppe probieren. Für die Vegetarier bietet sich eine Minestrone alla Lombarda an – der gesamte Gemüsegarten der Lombardei scheint sich in dieser Suppe zu vereinen. Ein Menü in einem edlen Restaurant kann schnell zwischen 50 und 90 Euro kosten – nach oben scheint es keine Grenzen zu geben, aber es gibt auch preiswerte und gute Gastronomie, die authentische lombardische Küche auf den Tisch bringt, die ohne große Kapriziösen auskommt.

Veranstaltungen und Nachtleben

Mailand lebt auf seinen Straßen – sehen und gesehen werden ist da immer wieder die Devise. Diese gilt besonders bei den vielen Wochenmärkten – egal ob man Obst und Gemüse begutachtet oder Antiquitäten. Das lebhafte Treiben findet an jedem Tag (außer sonntags) statt und sorgt für eine Abwechslung zu den manchmal unterkühlt wirkenden Geschäften der großen Modelabels. Auf den Straßen inszenieren sich Käufer und Verkäufer gerne lautstark und mit großen Gesten, sodass die eigentliche Ware, um die so lebhaft gefeilscht wird, manchmal in den Hintergrund treten kann – die Darbietung wird dann viel wichtiger. Mailand ist außerdem Gastgeber für eine Vielzahl von Veranstaltungen das ganze Jahr über: Egal ob Konzerte von internationalen oder nationalen Pop- und Rockgrößen, Rennen der Formel 1, wechselnde Vorstellungen an der Scala oder die schon erwähnte Fashionweek – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Wer nach Tagen voller Kultur- und Shoppingprogramm noch nicht genug hat, kann sich in das Mailänder Nachtleben stürzen. Dazu muss man nicht einen edlen Opernabend einlegen, sondern kann auch den Abend zum Beispiel mit Jazzmusik im Blue Note oder bei einem Cocktail im Fiat-Cafe ausklingen lassen. Oder man stattet der Bar Bamm einen Besuch ab, genießt in der alten Kapella La Chiesetta außergewöhnliche Drinks – auch hier sind die Möglichkeiten riesig.

Mailand lohnt sich für eine Stippvisite an einem Wochenende, aber eigentlich sollte man der Stadt mit dem reichen Kulturangebot, den verlockenden Shoppingmeilen, die die gesamte Altstadt einnehmen, der guten Küche und dem vielfältigen Unterhaltungsangebot eine ganze Woche widmen, um mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck der lombardischen Metropole zu bekommen.

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